
Mit Kampfgeist & Kreativität durch die Krise
Ein Soester Original und Spitzenkoch beschließt nach deutschlandweiten Stationen in der hochkarätigen Gastronomieszene zurück nach Hause zu kehren, um sein eigenes Ding zu machen. Am 6. November 2019 eröffnet er zusammen mit seiner Partnerin Julia, gelernte Hotelfachfrau, „Goldarm“ – ihr erstes eigenes Restaurant, in das sie viel Herzblut und ausschließlich Eigenkapital stecken. Nach wenigen Monaten müssen sie, wie viele ihrer KollegInnen, plötzlich schließen – wegen Corona. Bedeutet das, das Ende ihres Lebenstraums?
Das ist die Kurzfassung der Geschichte von Daniel Reese und Julia Perneczky. Sie kämpfen noch immer für ihren Traum. Das tun sie mit guten Ideen und Konzepten für eine Region, für die ihr gastronomisches Angebot einzigartig ist.
Man stelle sich die Soester Börde und Umgebung als leicht verschlafenes Nest vor. Bis Trends hier ankommen dauert es immer ein wenig länger. Touristen schätzen das Traditionelle. Ins Gastronomische übersetzt bedeutet dies vor allem Ratsherrenpfanne, Schnitzel mit Pommes oder eben „der kleine Italiener auf der Ecke“. Nun sind da inzwischen auch Daniel und Julia mit ihrem Restaurant Goldarm. In einem urigen Fachwerkhaus aus dem Jahr 1557 verbinden sie Tradition und Moderne mit zeitgemäßer Einrichtung und einem Speisenangebot, das man in dieser Region so noch nicht kennt.
„Betrachtet einen Besuch im GOLDARM weniger als einen Restaurantbesuch, sondern mehr als eine entspannte Reise in eine andere, aufregende Welt.“ – Daniel
Hier serviert er seinen Gästen selbst zubereitete Speisen, wie Tabbouleh, Hummer, Gnocchi, Kalbsleber und inzwischen sogar Sushi. Sushi?!
„Irgendwann während des Lockdowns haben wir uns an einem Abend Sushi gemacht und uns gefragt, warum wir das nicht auch unseren Gästen anbieten, in Anbetracht dessen, dass es hier in der Gegend nirgends gutes Sushi gibt. Gesagt, getan. Den neuen Goldarm-Sushi-Abholdienst haben wir direkt über unsere digitalen Kanäle verkündet. Das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Da es so gut ankommt bei unseren Gästen, steht Sushi jetzt auch weiterhin fest auf dem Plan.“
Geht nicht, gibt’s nicht
Julia und Daniel sind aber auch froh, dass sie nun endlich wieder persönlich für ihre Gäste da sein dürfen, wenn auch mit Einschränkungen. So dürfen sie zum Beispiel aufgrund der Abstandsregelungen ihr Restaurant nicht mehr voll auslasten, was zu Umsatzeinbußen führt. Aber ans Aufgeben denken sie nicht – mehr.
„Am Anfang sind wir in eine Schockstarre verfallen, dabei bin ich für sowas gar nicht der Typ. Schließlich lebe und arbeite ich nach der Devise „Geht nicht, gibt’s nicht.“ Aber, dass man uns nach wenigen Monaten die Bude zumacht – ganz ohne jegliche Kommunikation, das hat uns aus der Bahn geworfen. Wir haben es aus den Nachrichten erfahren. Es gab und gibt keinerlei Kommunikation, geschweige denn Unterstützung in Form von Vorgaben, seitens der Behörden. Nach zwei Wochen haben wir uns wieder gefangen, unseren Kampfgeist geweckt und nach und nach Neues auf den Weg gebracht.“
Mangelnden Ideenreichtum kann man Daniel und Julia nicht vorwerfen. Tag für Tag stellen sie sich dem Leben in der Gastronomie mit den Auswirkungen der Pandemie. Ihre (Stamm-)Kunden freuen sich wieder über gutes Essen in schönem Ambiente und neuerdings über Sushi, über ein Sonntags-Brunch der anderen Art und über die Möglichkeit qualitativ hochwertige Lebensmittel als auch Geschenkkörbe über Goldarm zu beziehen.
Sylter Urlaubsfeeling in Soest
„Wir sind gerade dabei einen Online Shop aufzusetzen. Darüber können einzelne, vor allem regionale, Produkte bestellt werden, aber auch Boxen, die alle Zutaten für ein spezielles Gericht enthalten – inklusive Rezept. Während des Lockdowns wurde das Angebot von unseren Stammkunden schon sehr gut angenommen. Daher bauen wir es jetzt aus und geben allen Menschen in Soest die Möglichkeit sich Lebensmittelkompetenz und Qualität nach Hause zu holen. Ich bin mit den Landwirten in der Umgebung sehr gut vernetzt und beziehe meine Lebensmittel von ihnen. Nur so kann ich sichergehen ein gutes Produkt anbieten zu können.“
Darüber hinaus können sich die Gäste bald auf eine neu gestaltete Außengastronomie im „Sylt-Stil“ freuen. Ihre Speisen und Getränke genießen sie im Sommer dann gemütlich in Strandkörben oder auf Sonnenliegen.
Mit Kampfgeist und Kreativität durch die Krise, denn von Normalität sind besonders kleine gastronomische Betriebe wie Goldarm noch weit entfernt.
Was wird zum Überleben notwendig sein?
„Neben Durchhaltevermögen und Flexibilität ist es vor allem die Fähigkeit analoge Dienstleistungen mit digitalen Services zu verbinden – das wird zum Überleben notwendig sein.“ – Daniel